72nster Juni: Dennis Voggenreiter – defoos(e) Kunst oder was hätte Thomas Bernhard gesagt?

 

Im Juni war Dennis Voggenreiter aus Leipzig bei uns im 72nster zu Gast. Dennis ist Künstler. Künstler in vielerlei Hinsicht: Maler, Illustrator, Designer, Skulpturenbilder, Musiker. Lange Zeit war er sich nicht sicher, ob er von seiner Kunst alleine leben kann und jobbte in der Gastro oder war als „Auftragskreativer“ in Agenturen beschäftigt. Nachdem er von München in die brummende Kulturmetropole Leipzig zog, hatte er vom notwendigen Übel Lohnarbeit endgültig die Schnauze voll und wagt – zusammen  mit BIGmedia – den Sprung in die Selbstständigkeit. Viel mehr möchten wir gar nicht über ihn schreiben, lassen wir ihn sich am Besten selbst vorstellen…

 

 

Name: Dennis Voggenreiter

Künstlername: Dennis Voggenreiter / defoos und buca wenn es um Musik geht

Berufung: Kunstschaffender/kreative Hebamme, Trommler

Wohnort: Leipzig 

Geburtsort: Trostberg

Ausbildung: Grafik Designer

Dein Lieblingswerk:   –   

Dein(e) Vorbild(er):

Webseite: dennisvoggenreiter.de

Social Media: instagram: defoos80         facebook: Dennis Voggenreiter

 

 

Bitte stelle dich in ein paar Sätzen/Wörtern selbst vor

Ich heiße Dennis Voggenreiter, bin 40 Jahre alt, Künstler und lebe derzeit in Leipzig. Meine Arbeit umfasst freie Kunst, Grafikdesign und Illustration. Ich bin am Leben und versuche, mit meinem Schaffen diesem rätselhaften Umstand Ausdruck zu verleihen, um mir selbst einen Reim darauf zu machen. Ich arbeite gerne in musikalischem Kontext und habe über die Jahre viele Plattencover gestaltet. Hin und wieder mache ich auch Videos oder kurze Animationen. Inspirationen für Bildideen oder Titel kommen bei mir häufig aus der Literatur.

 

Was machst du sonst so als Künstler?

Neben Malerei und Illustration mache ich gerne kleine Figuren/Szenarien, oft mit Bezug zu Literarischen Werken. Satirische oder skurrile kleine Eigenwelten. Dabei entstehen auch kurze Stop-Motion-Animationen. Ich schreibe hin und wieder auch Gedichte oder kurze Dialoge. Ich spiele Schlagzeug, und unter den Namen defoos und BUCA mache ich Beats, Instrumental Skizzen und Musikvideos.

 

Arbeitest Du mit bestimmten Techniken?

Ich arbeite mit den unterschiedlichsten Techniken. Sowohl analog als auch digital. Das kommt auf Projekt, Lust oder Notwendigkeit an. Am liebsten arbeite ich mit Holz als Bildträger und generell lieber mit Stiften oder meinen Händen als mit Pinseln.

 

Was würdest du als deinen außergewöhnlichsten Schaffensprozess bezeichnen?

Vielleicht mein Artbeat Projekt – Ich restauriere derzeit das alte Schlagzeug meines Vaters aus den 70er Jahren und benutze dabei die Trommelkessel als Bildträger für meine Malerei.

Das Trommeln ist die andere konstante Leidenschaft in meinem Leben. Die Möglichkeit ein bespielbares Werk zu erschaffen hat mich fasziniert. Die ersten Ergebnisse ermutigen mich dazu, dass in Zukunft weiter zu machen.

 

Weiß der Künstler in dir eigentlich selbst genau, was er tut?

Ich weiß oft sehr genau was ich gerne machen will, und bei dem gescheiterten Versuch das zu verwirklichen entsteht dann sozusagen was ich tue.

 

 

Wolltest du schon immer Künstler werden?

Ich wollte mich immer ausdrücken. Und hab das immer irgendwie gemacht. Kunst, das ist ja ein weites Feld (beinhaltet ja als Möglichkeit eigentlich alles). Angefangen hat es bei mir mit Comics, später wollte ich Bildhauer werden, Karikaturist,  Schlagzeuger, Filmemacher und vieles mehr.  Irgendwann wollte ich gar nichts mehr werden und mittlerweile begreife ich mich einfach als schöpferischen Menschen. Es hat sich quasi dahin entwickelt dass ich das alles in irgendeiner Form mache. 

 

Was genau stellst du diesen Monat im 72nster aus?

Die ersten 2 Wochen über mein Bild  COSMIC DEBRIS . Ein satirischer Seitenblick auf das Geschäft mit Sinn, Menschliche Spiritualität und kapitalistische Reaktion. Lose angelehnt an Frank Zappas “Cosmic Debris”.

Das Original wurde mit Ölkreiden auf Papier gemalt und enthält außerdem an verschiedenen Stellen Paper Cutouts.

 

Willst Du darüber reden, wieviel Zeit und Geld Du in die Erstellung investiert hast?

Die Stunden die ich gebraucht habe, das Bild zu malen. Die Kosten für Farbe und Papier hielten sich in dem Fall in Grenzen. Die ausgestellte Version ist eine auf 5 Exemplare limitierte Druckversion in Originalgröße (70x100cm) auf einer Alu Dibond Platte. Wegen Preisen kann man mich gerne kontaktieren.

 

Bleibt das Fenster den Monat über so, oder gibt es noch ein Make-over?

Nach zwei Wochen wird es wahrscheinlich ein Makeover geben. Ich habe eine kleine Figur erstellt mit dem Titel  „Was hätte Thomas Bernhard gesagt?”. Das wäre dann so etwas wie ein kleiner Gruß aus der Ferne an den lieben Herrn Kurz und würde sich an der Stelle anbieten.

 

Wo kann man deine Kunst sonst bewundern?   

In meinem “Atelier” in Leipzig, auf meiner Website, Instagram und Facebook. Auf dem Cover einiger Alben. (für mehr Infos könnt ihr gerne einen Blick auf meine Website riskieren.) Unmittelbar ist keine weitere Ausstellung geplant, das kann sich aber natürlich noch ändern.

 

Was macht Kunst aus für dich? / Wie definierst du Kunst?

Die Bedeutung von Kunst liegt für mich im schöpferischen Akt. Ein Prozess, dem ein Wille zur Gestaltung zugrunde liegt. Wie und in welcher Weise sich dieser Prozess abspielt, ist den gewählten Ausdrucksformen entsprechend anders. Klassischerweise wird ja nur dann von Kunst gesprochen, wenn es die gängigen kulturellen Spielarten betrifft, die als der Kunst zugehörig definiert sind. Im Grunde jedoch ist der künstlerische Prozess auf alle Tätigkeiten und Objekte anwendbar. Man findet meiner Meinung nach in den sogenannten Kreativen Berufen oft die unkreativsten Menschen und in Bereichen, die niemand mit Kunst in Verbindung bringen würde, die Kreativsten.

Das fertige, oder als fertig bestimmte Kunstwerk wiederum befindet sich dann in einem anderen Prozess. Kann das Werk eine Wirkung entfalten die beim Betrachtenden eine Veränderung im Wahrnehmungsprozess auslöst, bei der vom Wiedererkennen zum eigentlichen Sehen übergegangen wird, ist dieser Prozess geglückt. Sei es, weil das Werk durch besondere Kunstfertigkeit besticht, oder durch unglaubliche Hässlichkeit irritiert. In beiden Fällen wird erkenntlich gemacht das jedes Ding eine eigene für sich stehende Welt darstellt. Ein Alltagsgegenstand in einer Weise aus dem Kontext gerissen die überrascht, verwandelt sich vor den Augen des Betrachters unter Umständen in etwas völlig anderes.

Kunst verhandelt das Wesen der Realität an sich.

 

 

Wo arbeitest Du am Liebsten?

In meinem “Atelier” – also Zuhause

 

Was fällt dir als erstes ein, wenn du an Kunst denkst?

Wunst

 

Beende den Satz: Kunst wird nach Corona…

Was heißt nach? Ich glaube wir werden uns irgendwie auf ein „trotz“ einstellen müssen. Dann könnte es heißen: Kunst wird trotz Corona weiter Leben verändern.

 

Beende den Satz: Corona war für mich als Künstler…

…zuerst ein gutes Versteck, später ein seltsames Gefühl von Entkopplung.

 

Wenn du dich entscheiden müsstest zwischen Kunst und Liebe…

Ohne Liebe ist die Kunst fade und ohne Kunst die Liebe ja auch.

 

Was willst du unbedingt noch tun bevor du den nächsten „Runden“ feierst?

Mein Filmprojekt verwirklichen

 

Vor was hast Du Angst?

Vor dem Deckel der noch auf den T/Köpfen liegt. Und davor das er fällt.

 

 

Vielen Dank für deine Antworten, lieber Dennis!

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